Didaktik der Musik, Lehrmittel & Zeitschriften

Bilingualer Musikunterricht: Es scheiden sich die Geister …

7. September 2020

Die einen schwören auf bilingualen Unterricht und Immersion, die anderen sagen, das Projekt Bilingualer Unterricht sei gut gemeint, aber in der Praxis gescheitert. Nun liegt erstmals für den deutschsprachigen Markt ein Studienbuch und Lehrmittel für bilingualen Musikunterricht vor. Warum jetzt auch noch Musikunterricht auf Englisch?

Bevor ich vor einigen Jahren in die Schweiz kam, habe ich rund 10 Jahre an einer Berliner Schule in einem bilingualen Zweig, aber auch in Regelklassen modular Musik auf Englisch unterrichtet. Meine Erfahrungen waren ausgesprochen positiv. Die modulare Variante wirkte erfrischend auf den Musikunterricht und gab den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit ihre im Englischunterricht erworbenen sprachlichen Fertigkeiten anzuwenden. Die vielen musikalischen Hands-on Aktivitäten erleichterten den Einstieg und bestärkten die Schülerlinnen und Schüler darin, bereits etwas im Englischunterricht gelernt zu haben. Das vergleichsweise geringe Abstraktionsniveau auf der Sekundarstufe 1 und die gründliche Umwälzung der Inputs stellte sicher, dass die Lerngruppen die Inhalte «trotz der Fremdsprache» verstanden. Der Sorge, dass durch das bilinguale Unterrichten für «rein» musikalische Aspekte weniger Zeit zur Verfügung stünde, konnte ich entgegenwirken, indem ich nicht einseitig nur Musikunterricht auf Englisch unterrichtete, sondern im Englischunterricht immer wieder musikalische Themen platzierte. Als Musik- und Englischlehrerin empfand ich dies als echte Win-Win-Situation.

Während dieser Jahre wurde mir aber auch bewusst, dass eine wichtige Voraussetzung für gelungenen bilingualen Sachfachunterricht ein sehr solider Fremdsprachenunterricht ist, der die Grundlage für bilinguales Arbeiten schafft. Dies beinhaltet das sich Bewusstmachen und Einüben grammatikalischer Strukturen und das gezielte Lernen von Vokabeln.

Einige neuere Fremdsprachenlehrmittel haben didaktische Ansätze des bilingualen Unterrichts auf den Fremdsprachenunterricht übertragen (Einsatz von authentischen Materialien in Form eines Sprachbades, Fokus auf das Kennenlernen kultureller Sachverhalte), dabei aber das Vermitteln von sprachlichen Grundlagen völlig vernachlässigt. Dies erschwert meines Erachtens eher den Spracherwerb, als dass es ihn befördert. Zudem wirkt es sich auch nicht günstig auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler aus, wenn sie den Eindruck haben, nur bits and pieces zu verstehen.

Obwohl vieles dafür spricht, dass Musik ein sehr geeignetes Sachfach für den bilingualen Unterricht ist, gab es bisher kein Lehrmittel für Content and Language Integrated Learning für das Sachfach Musik. Nun ist es meiner Kollegin Charlott Falkenhagen und mir in den letzten Jahren gelungen, eine Reihe erfahrener, bilingual unterrichtender Musiklehrerinnen und Musiklehrer dafür zu gewinnen, besonders bewährte und beliebte Unterrichtssequenzen für unterschiedliche Niveaus und Altersgruppen zusammenzustellen. Daraus ist der zweite Band von Bilingualer Musikunterricht in Theorie und Praxis entstanden, der den Grundlagenband durch eine Fülle von Praxismaterialien zu unterschiedlichsten Themen ergänzt und somit Lehrerinnen und Lehrern massgeblich in der Planung und Durchführung von bilingualem Musikunterricht unterstützt.

Band 2

Der zweite Band enthält konkrete Unterrichtseinheiten für den bilingualen Musikunterricht auf Englisch. In neun Themenfeldern und 40 Kapiteln bieten rund 100 Kopiervorlagen vielfältige Materialien für die Klassenstufen 5-13. Die Einheiten sind aufsteigend nach Klassenstufen geordnet und stellen somit in jedem Kapitel Aufgaben für verschiedene Altersstufen bereit. Mitspielsätze, Leadsheets und anschauliche Arbeitsblätter mit kreativen Aufgaben garantieren einen hohen Praxisanteil. Neben den thematischen Units bieten vier übergreifende Kapitel grundlegende Hinweise und Materialien zum Beispiel zu dem wichtigen Thema Talking about music.

Band I

Im ersten Band stellen Charlott Falkenhagen und Gabriele Noppeney verschiedene Modelle des bilingualen Unterrichtens vor, beziehen diese auf die Gegebenheiten im deutschsprachigen Raum und wenden sich dann den spezifischen Fragestellungen des Musikunterrichts zu. Dabei geht es um die Themenauswahl, die Verknüpfung der Fachdidaktiken Englisch und Musik sowie um methodische Herangehensweisen mit Hilfe kommentierter Arbeitsblätter. Ein umfangreiches Glossar sowie eine Soundbank mit Beschreibungen gängiger Instrumente und deren Klang auf Englisch runden den Grundlagenband ab.

Gabriele Noppeney

Dozentin für Musikpädagogik

Adresse:

Bahnhofstrasse 6
5210 Windisch

Folgen Sie uns auf Twitter @musikisekphfhnw oder melden Sie sich bei unserem Newsletter an.

Schlagworte: Bilingualer Musikunterricht, Sekundarstufe 1

zurück zu allen Beiträgen

Kommentare

Keine Kommentare erfasst zu Bilingualer Musikunterricht: Es scheiden sich die Geister …

Neuer Kommentar

×